Kay Hagemann kam 2021 ins Berufliche Trainingszentrum Rostock, um erste Schitte in seine berufliche Zukunft zu gehen. "Ich habe nie in ein Raster gepasst", sagt er. Die Schule fiel ihm schwer, er schwänzte den Unterricht, erlebte Mobbing. Mit 15 Jahren erkrankte Kay Hagemann an Depressionen. Mehrere Versuche, seinen Schulabschluss hinzukriegen, scheiterten. Ins Berufliche Trainingszentrum kam er ohne Schulabschluss und ohne Plan. Nur die grobe Berufsrichtung war klar: Etwas Praktisches. Vielleicht Tischler. Und endlich einen Abschluss!
Im Rahmen seiner Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme im SRH Beruflichen Trainingszentrum Rostok ergab sich dazu die Chance in einer Berufsschulklasse. Der Stoff war leichter und konzentriert aufs Wesentliche, die Aufgaben orientierten sich mehr an der Praxis. Der Lehrer an der Berufsschule glaubte an ihn, er bestärkte und motivierte Kay Hagemann. Er packte die Prüfung für die Berufsreife – die Voraussetzung dafür, einen Beruf zu erlernen.
Parallel zur Schule bereitet sich Kay Hagemann unter Anleitung seines Beruflichen Trainers Ole Napiwotzki in der Werkstatt des SRH Beruflichen Trainingszentrums Rostock auf eine Ausbildung zum Tischler vor. Er lernt bei der Arbeit in der Werkstatt nicht nur, wie er Holz bearbeitet und Maschinen bedient, er lernt auch, an einer Sache dranzubleiben, sich nicht mehr so schnell ablenken zu lassen und sich trotzdem morgens aufzuraffen, wenn er doch am liebsten zu Hause bleiben würde.
Kooperationen mit regionalen Partnern
Ole Napiwotzki bezieht seine Teilnehmenden in der Werkstatt gern für Projekte ein, die Sinn machen und deren Ergebnisse tatsächlich zum Einsatz kommen: Beispielsweise helfen Teilnehmende des SRH Beruflichen Trainingszentrums Rostock bei der Fertigung spezieller Aufbauten für Lastenfahrräder in einer Kooperation mit Händler René Tober aus Rostock. "Die Aufbauten, die regulär zum Fahrrad gehören, sind einfache Kisten. Wenn Kunden individuelle Ausbauwünsche haben, setzen wir diese gemeinsam um und modifizieren die Kisten", so René Tober. Er beliefert mit Lastenrädern auch den Fuhrpark der WIRO, die Rostocker Wohnungsgesellschaft. "Insbesondere für die Reinigungskräfte unseres Tochterunternehmens SIR Service in Rostocker Wohnanlagen setzen wir auf Lastenräder. Sie eignen sich für die kurzen Wege ideal, ersparen die Parkplatzsuche und belasten nicht die Umwelt", sagt Janina Strübing, die für den Fuhrpark der WIRO mit verantwortlich ist.
Die Reinigungskräfte der SIR sorgen dafür, dass Wohnhäuser sauber sind. Sie müssen Reinigungsmittel und -utensilien transportieren, sicher verstauen und praktisch griffbereit haben. Deshalb sind die Ansprüche an die Aufbauten hoch. Kay Hagemann tüftelte und baute, bis die Aufbauten perfekt sind. Die Holzkisten bieten Fächer, Schubladen und Einschübe. Drei Lastenräder mit Aufbauten aus dem SRH Beruflichen Trainingszentrum sind bereits auf Rostocks Straßen unterwegs.
Kay Hagemann ist stolz auf das, was er schon erreicht hat. Er wird immer besser bei all den praktischen Dingen, die zum künftigen Traumberuf Tischler gehören. "Vor allem aber habe ich hier ich im Beruflichen Trainingszentrum erfahren dürfen, dass ich etwas wert bin und etwas kann, selbst, wenn es mal Durchhänger gab." Er bewirbt sich jetzt um einen Platz für eine außerbetriebliche Ausbildung zum Tischler. Die Chancen stehen gut.